Digitale Langzeitarchivierung archäologischer Daten

Wissenschaftliche Forschungen liefern gleichsam kontinuierlich neue Erkenntnisse und Daten. Diese werden heute natürlich vor allem digital gespeichert. Wie aber ist gewährleistet, dass diese Informationen auch von zukünftigen Generationen gelesen und verwertet werden können? Digitale Datenträger haben bekanntlich nur eine begrenzte ›Lebensdauer‹. Festplatten halten in der Regel bei laufendem Betrieb im Durchschnitt fünf Jahre, und CD und DVD können schon nach 20 bis 30 Jahren nicht mehr lesbar sein. Zudem verändert sich die Software und Hardware zunehmend schneller, so dass heute aktuelle Datenträger in ein paar Jahren vielleicht nicht mehr gelesen werden können oder die Daten wegen des nicht mehr unterstützten Datenformats nicht mehr zugänglich sind. Schließlich soll es auch in Zukunft möglich sein, Datenbestände in Netzwerken auszutauschen und somit internationale und interdisziplinäre Forschungen zu ermöglichen. Wie soll das aber bei unterschiedlichen Standards und Datenformaten funktionieren? Diese und viele andere Fragen, die mit der langfristigen Archivierung und Verfügbarkeit von Daten verbunden sind, betreffen natürlich nicht nur Museen, Bibliotheken und Archive, sondern sämtliche Forschungsbereiche und damit auch die Archäologie. Nach einer Grabung ist der ursprüngliche Befund unwiederbringlich zerstört und die Dokumentation die einzig gültige Informationsquelle. Zudem ist es wichtig, Funde und Befunde, die in einer Datenbank abgespeichert sind, mit anderen Datenbanken abgleichen oder durch diese ergänzen zu können. Insofern hat natürlich auch die Archäologie großes Interesse daran, dass diese Daten auch langfristig lesbar und verwertbar bleiben.

Wissenschaftsorganisationen befassen sich schon seit geraumer Zeit mit der Problematik und haben dazu auch schon entsprechende Strategien entwickelt. In Deutschland ist hier vor allem das Kompetenznetzwerk nestor zu nennen, ein Kooperationsverbund von Museen, Bibliotheken, Archiven und Experten verschiedener Forschungsbereiche, der sich zum Ziel gesetzt hat, über die Thematik der digitalen Langzeitarchivierung zu informieren, Expertenwissen zusammenzutragen sowie nationale und internationale Kooperationen anzuregen und zu unterstützen. Im Rahmen dieses Netzwerkes ist nun ein ein von Heike Neuroth, Stefan Strathmann, Achim Oßwald u.a. herausgegebener Sammelband erschienen, der, wie’s sich gehört, auch online verfügbar ist: »Langzeitarchivierung von Forschungsdaten: Eine Bestandsaufnahme (2012)«

Die Publikation bietet zum einen einen allgemeinen Überblick über die Thematik und die bislang realisierten Prozesse. Zum anderen stellen Fachleute verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen (Sozialwissenschaften, Psycholinguistik, Pädagogik und Erziehungswissenschaften sowie Geistes-, Altertums- und Geowissenschaften) in einzelnen Beiträgen die für ihren Fachbereich spezifischen Anforderungen und Konzepte vor. Für die Altertumswissenschaften haben dies nun Ortwin Dally, Generalsekretär des DAI, Friederike Fless, Präsidentin des DAI, und Reinhard Förtsch, Professor für Klassische Archäologie an der Universität zu Köln und Berater des DAI in Bezug auf die wissenschaftliche Informationsverarbeitung, übernommen.

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