Köln sorgt mal wieder für negative Schlagzeilen. Diesmal betrifft es die sog. Archäologische Zone – Jüdisches Museum auf dem Rathausplatz, in der seit August 2007 archäologische Grabungen stattfinden (dazu s. auch den Wikipedia-Artikel). Aufgrund der überregional bedeutenden Funde, die nicht nur weitere Erkenntnisse zur römischen Geschichte der Stadt zu Tage fördern, sondern auch wichtige Aufschlüsse über das mittelalterliche Köln, insbesondere dessen jüdisches Quartier, liefern, kamen die Stadt Köln und das Land NRW im Rahmen der Regionale 2010 darin überein, auf und unter dem Rathausplatz eine Museumslandschaft von ca. 10.000 qm insgesamt und 7.500 qm Ausstellungsflächen zu realisieren. Dazu gehört auch ein neues Jüdisches Museum, dessen Errichtung bereits 2005 beschlossen wurde. Allerdings stand das gesamte Projekt sowohl organisatorisch als auch finanziell unter keinem guten Stern. Immer wieder gab es Querelen um die Besetzung von Stellen in diversen Gremien, Diskussionen um den Leiter der Archäologischen Zone, Dr. Sven Schütte, und dessen wissenschaftliche Vorgehensweise, und schließlich überstiegen, wie bei einem solchen Großprojekt üblich, die Kosten die ursprünglichen Schätzungen erheblich. Vergangenes Jahr entschied sich die Stadt Köln schließlich den Landschaftsverband Rheinland (LVR) mit ins Boot zu holen. Über den genauen Kooperationsmodus ist man sich aber nach wie vor uneinig. Sollte sich nun der LVR, entgegen den Vorstellungen der Stadt, nicht an den Betriebskosten des neuen Museums beteiligen, so wird gar erwogen, das gesamte Projekt einschließlich des Neubaus des Jüdischen Museums platzen zu lassen und dessen Realisierung auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Zitat des Kölner OB Jürgen Roters in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger am 15.08.2012:
»Sollte der Landschaftsverband Rheinland seine Beteiligung ausschlagen, müssen wir allerdings ernsthaft neu nachdenken. Die Betriebskosten muss der LVR ganz oder zumindest zum großen Teil übernehmen. Anzustreben sind 75 Prozent LVR-Anteil, ideal wären 100. Davon hängt die Realisierung des Jüdischen Museums ab. Sonst müssen wir das Projekt, so wichtig und wünschenswert es wäre, auf spätere Generationen verschieben.«
Quellen:
- Wann, wenn nicht jetzt, wer, wenn nicht ihr?, FAZ, 20.08.2012
- Vorschläge mit Skepsis aufgenommen, Kölnische Rundschau, 16.08.2012
- Roters Sparpläne für Köln auf einen Blick, koeln.de, 16.08.2012
- Museums-Bau beginnt wohl nicht im Herbst, Welt Online, 03.08.2012
- Bau des Jüdischen Museums ab Herbst?, Kölner Stadt-Anzeiger, 01.08.2012
Siehe auch:
- Über 250.000 Fundstücke in Archäologischer Zone entdeckt, koeln.de, 01.08.2012
- Rückblick und Ausblick auf die Archäologische Zone in Köln, WDR 5, 27.12.2011
- Archäologische Zone gerät zum Politikum, Welt Online, 06.11.2011
- 2000 Jahre römische und jüdische Geschichte, RP Online, 28.08.2011
- weitere Artikel zum Thema »Archäologische Zone« erhält man über die interne Suchfunktionen der Internetseiten der Kölnischen Rundschau und des Kölner Stadt-Anzeigers.
Ich als ehemalige Wahl-Kölnerin kann die Diskussion definitiv nachvollziehen. Muss die Stadt wirklich über 50 Millionen Euro in den Bau eines neuen Museum investieren? Es geht nicht darum, dass der Bau verhindert werden soll. Museen sind wichtig und (meist) interessant. Es geht viel eher darum, dass die 50 Millionen im Augenblick wohl an anderen Orten der Stadt eingesetzt werden sollten. Mir würden aus dem Stehgreif mind. 10 öffentliche Gebäude einfallen, die einer Sanierung bedürfen.
Gruß
Marina